Einblicke in die chinesische Energiewende

von Vivian Bullinger | 24.09.2018

Ein Blick über den Tellerrand – ist bekanntlich eine gute Idee. Wir sind dabei noch einen Schritt weitergegangen und haben uns gefragt, wie wir die wohl größte Energiewende unserer Zeit aktiv mitgestalten können. Dabei haben wir interessante Einblicke in das chinesische Ausbildungssystem bekommen und die Möglichkeit, die Aus- und Weiterbildung der zukünftigen PV-Experten aktiv zu unterstützen.

Seit 2016 haben wir, die Solare Datensysteme (SDS) bereits einen Firmensitz in China. Mit ca. 1.37 Milliarden Einwohnern und einem rasanten Wirtschaftswachstum ist China nicht nur der weltgrößte Exporteur von PV-Modulen, sondern auch ein sehr wichtiger Absatzmarkt. Denn das stärkste Wachstum der PV-Energie wird in den kommenden Jahren sehr sicher in China stattfinden. Um die chinesische Energiewende mitzugestalten, betreibt SDS unter anderem eine Kooperation mit der Organisation Rhea Education.

Rhea Education entwickelte ein Ausbildungsprogramm für die Zusammenarbeit von chinesischen Firmen mit den Berufsschulen. 8.300 Schulen mit ungefähr 15 Millionen Schülern nehmen an dem Programm teil. Das Ziel ist die Ausbildung von Fachkräften für die PV-Industrie. Zur Förderung seines Ausbildungsprogrammes organisiert Rhea Education nationale Wettbewerbe. In diesen Wettbewerben können die Schüler ihr Können im Bereich der PV-Technik unter Beweis stellen und voneinander lernen.

Für die Solare Datensysteme ist die Förderung und Ausbildung von Fachkräften ein wichtiger Schritt, um sich auf dem chinesischen PV-Markt zu etablieren. „Es ist unabdingbar, dass es gut ausgebildete Experten gibt, die die PV-Technik von A bis Z beherrschen. Nur dann ist gewährleistet, dass die PV-Energie schnell zu einem festen Bestandteil der Energiegewinnung in China wird“, so Steve Cheung, General Manager von Solar-Log™ China.

Um einen näheren Einblick in die chinesische PV-Welt und die Ausbildung der zukünftigen PV-Spezialisten zu erlangen, haben wir Rhea Education ein paar Fragen gestellt:

Was ist der Schwerpunkt von Rhea Energy/Rhea Education?

Herr Yi Chao, Rhea Education: Als integrierter Lösungsanbieter für die Ausbildung im Bereich erneuerbare Energien, setzt sich Rhea Education für eine intensive Zusammenarbeit von Betrieben und Bildungsstätten ein. Dazu gehören  Universitäten und Berufsschulen aus dem ganzen Land. Das Rhea-Ausbildungsprogramm konzentriert sich auf die Förderung erstklassiger Energietalente. Die daraus hervorgehenden Experten werden in Zukunft die regionale Wirtschaftsentwicklung, industrielle Umstrukturierungen sowie energietechnische Innovationen mitgestalten. Das Rhea Education System unterstützt die nationalen Universitäten und Berufsschulen in sieben Bereichen: PV-Beratung, PV-Systemlösung, Lehrerfortbildungsprogramme, industrielle Studien und Forschungskooperationen, Förderprogramme, Solar Online Learning (SOL)-Plattform und Green-Campus-Lösung. Die speziell auf die Bedürfnisse der Unternehmen zugeschnittenen Kurse sollen dem herrschenden Fachkräftemangel in der PV-Industrie entgegenwirken.

Warum hat sich Rhea für die Zusammenarbeit mit dem deutschen Unternehmen Solare Datensysteme GmbH entschieden?

Herr Yi Chao, Rhea Education: Chinas Industrie steht in den Bereichen PV-Überwachung und -Management noch am Anfang. Um das volle Potenzial der PV-Überwachung auszuschöpfen und voranzubringen, ist ein professioneller Partner wichtig. In der Solare Datensysteme GmbH haben wir einen starken und sehr erfahren Partner gefunden. Wir profitieren in vielerlei Hinsicht von dem Globalplayer, der mit über 280.000 überwachten PV-Anlagen und mit über 10 Jahren Erfahrung im PV-Markt weltweit aktiv ist. Gemeinsam arbeiten wir an Formulierungen der technischen PV-Überwachungsstandards und an Verbesserungen des ROI von PV-Anlagen. Das Ziel dabei ist, das professionelle PV-Monitoring zu etablieren und die Qualität der Anlagen zu steigern.

Wie weit ist die Energiewende in China und welches Potenzial sehen Sie?

Herr Yi Chao, Rhea Education:: Durch die rasante Wirtschaftsentwicklung liegt China beim Kohlenstoffdioxidausstoß und Stromverbrauch weit über dem Weltdurchschnitt. Die Problematik dahinter wurde erkannt und China hat den Ehrgeiz diese komplexen Energie- und Umweltfragen möglichst schnell zu lösen. Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist dabei ein Weg, um die chinesischen Bemühungen einer nachhaltigen Energieentwicklung zu erreichen. Mit dem technologischen Fortschritt und einer großflächigen Anwendung werden die Kosten für die photovoltaische Stromerzeugung sinken und die Wettbewerbsfähigkeit steigen.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich die photovoltaische Stromerzeugung allmählich von einer komplementären Energiequelle zu einer alternativen entwickelt. Dafür spricht z. B. das unglaubliche Potenzial der dezentralen photovoltaischen Stromerzeugung in China. Im Allgemeinen gibt es mindestens 2 Milliarden Kilowatt mögliche Entwicklungsfläche. Das größte Potenzial steckt in einer Vielzahl von Aufdachanlagen. Schätzungsweise 300 Millionen Familien mit jeweils fünf Kilowatt Stromerzeugung könnten insgesamt 1,5 Milliarden Kilowatt Solarstrom erzeugen. Außerdem sind die Dächer von Zehntausenden von Schulen, Gasthöfen, Hotels und mehreren Milliarden Quadratmetern Industrieanlagen und Lagerhallen ideal für die PV-Stromerzeugung.

Wie bewertet Sie den chinesischen PV-Markt im Hinblick auf den anhaltenden Boom und die Ausbildung?

Herr Yi Chao, Rhea Education: Dass die dezentrale Energieumwandlung der letzten Jahre ein globaler Trend ist, zeigt sich an Dänemark und Deutschland. Die Dänen gewinnen ihren Strom fast ausschließlich aus dezentralen Energiequellen. Deutschland erzeugt bereits schon über 50 % des Stroms durch dezentrale Energie. Im Jahr 2015 schlugen die Staats- und Regierungschefs der G7 vor, bis zum Ende des 21. Jahrhunderts fossile Energien durch erneuerbare Energien zu ersetzen. Durch diese Maßnahme wird Raum für die Entwicklung der erneuerbarer Energien, wie der photovoltaischen Stromerzeugung, geschaffen. Im Vergleich dazu ist der Anteil der dezentralen Energie in China noch gering und ihr Potenzial bei Weitem nicht voll ausgeschöpft. Um das volle Leistungsvermögen zu erreichen, sind kontinuierliche Anstrengungen in allen Bereichen erforderlich.

Ein wichtiger Bereich sind dabei die gut qualifizierten Fachkräfte. Es gilt Fachkräfte auszubilden und vorhandene Experten weiterzubilden, da sich die aufstrebende Energiebranche und deren Technologien sehr rasant weiterentwickeln. Dazu müssen u. a. die traditionellen Lehrinhalte an Berufsschulen und Universitäten verbessert und kontinuierlich angepasst werden.
Absolventen von Fachhochschulen und Universitäten benötigen nach ihrem Eintritt in das Unternehmen eine spezielle Weiterbildung im Bereich erneuerbare Energien. Diese zusätzliche Ausbildung belastet die Unternehmen, etwa durch eine Erhöhung der Personalkosten. Es ist unser Bildungsauftrag, dieses Problem zu lösen und die Talente für Chinas neue Energiewirtschaft entsprechend zu fördern.

Welchen Stellenwert hat für Rhea der zweite nationale Berufsschulwettbewerb in Changchun?

Herr Yi Chao, Rhea Education:: Der nationale Wettbewerb „Design und Implementierung von PV-Elektronik 2018“ für Berufsschulen hat zum Ziel, die Berufsausbildung in den Bereichen Photovoltaiktechnik, Elektro- und Informationstechnologie sowie intelligente Mikronetztechnologien in China zu fördern.

Im Wettbewerb zeigten die Teilnehmer ein hohes Maß an Kompetenz und Professionalität. Gleichzeitig bot uns die Teilnahme der Teams aus dem ganzen Land die Möglichkeit, aus den unterschiedlichen Erfahrungen zu lernen und uns an Weltklasse-Standards anzupassen. Die Überprüfung der umfassenden Fähigkeiten der Teilnehmer ist eine sinnvolle Maßnahme, um spezialisierte Talente mit abwechslungsreicher und breiter Vision zu fördern.

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